Moin Jobfinder

Mit Zusammenhalt in die Zukunft

Ralf Krähmüller-Schöne wird neuer Jüngster

Der Tanz um den Roland soll an das Vermächtnis des Fleckensvorstehers Jürgen Fuhlendorf aus dem 17. Jahrhundert erinnern. © Straehler-Pohl

Voll ausgestattet, sogar mit einer Bier-Zapfanlage, traten der zweite Jüngste Thorsten Ehlers (l.) und der erste Jüngste Sebastian Kühl in einem Youngtimer-Lkw ihren „Dienst“ am Bleeck an. © Straehler-Pohl

Gildemeister Ansgar Schroedter (l.) verpflichtete den neuen Jüngsten Ralf Krähmüller-Schöne per Handschlag für seine neuen Pflichten im Vorstand der Fleckensgilde. © Straehler-Pohl

Bad Bramstedt (usp) – Für ein Jahr wird Ralf Krähmüller-Schöne, langjähriger Bad Bramstedter mit Wohnsitz in Großenaspe, die Aufgabe des neuen Jüngsten im Vorstand der Bramstedter Fleckensgilde von 1560 übernehmen. Das gab Öllermann Burkhard Reck beim Ball der Gilde am vergangenen Dienstag im Kaisersaal bekannt – und überraschte ihn damit, so Krähmüller-Schöne. Der 49-Jährige ist im operativen Einkauf tätig, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern im Alter von 20 und 18 Jahren.

Einen besseren Auftakt für das diesjährige Fest hätten sich die Beteiligten nicht wünschen können. Am Pfingstmontag rollte der erste Jüngste Sebastian Kühl mit einem 43 Jahre alten Lkw, Modell JFS, auf den Bleeck – zusammen mit dem zweiten Jüngsten Thorsten Ehlers. Beide wurden bereits von vielen Mitgliedern und Gästen dort erwartet. Ein originelles Gefährt ist ein Muss. Kühl hatte einen Lkw organisiert, der in früheren Jahren in der damaligen DDR im Bergbau eingesetzt worden war und einer Spedition heute nur noch für PR-Veranstaltungen dient.

Der strahlende Sonnenschein kam dem Gildevorstand, der sich am Montag auf den ersten Inspektionsgang durch die Stadt begab, natürlich sehr entgegen.

Auch der Dienstag verlangte frühes Aufstehen. Bereits um acht Uhr übernahm Öllermann Burkhard Reck im Schloss den Rathausschlüssel von Bürgermeisterin Verena Jeske. Damit liegt die „Befehlsgewalt“ für einen Tag in der Hand der Gilde.

Entsprechend wurde Jeske, so wie alle ihre Vorgänger auch, per Gildebefehl zu einer Aufgabe „verdonnert“, die sie bis abends zum Gildeball umzusetzen hatte. „In‘t letzte Johr geev dat eene Vereidigung von de Bundespolizei op ‘n Bleeck. De Bleeck is spart worn, um ohne lude Autos un Laster düssen erhwürdigen Momang to geneten. Und dat schall de Bürgermeistersch ok hütt Avend, wenn wi um den Roland danzt, wedder torecht kreegen“, lautete der Gildebefehl des Gildemeisters Ansgar Schroedter für das Jahr 2023.
Anschließend zog der Vorstand zum zweiten Inspektionsgang los, beginnend im Rathaus. Dort ließ er sich verschiedene Büros zeigen, allen voran das der Bürgermeisterin. Auch das Bauamt wurde aufgesucht. Dort erörterte Mitarbeiterin Sybille Weimann-Klinkow anhand von Modellen zwei der größeren Bauprojekte der Stadt, nämlich den geplanten Umbau des Gymnasiums und den Bau der Feuerwache.

Am deutlichsten kommt der Ursprung der Gildetradition beim Tanz um den Roland zum Ausdruck, zu dem sich auch immer viele Zaungäste einfinden. Der Tanz soll an das Vermächtnis des Fleckensvorstehers Jürgen Fuhlendorf aus dem 17. Jahrhundert erinnern.  Danach sollte am Dienstag nach Pfingsten bei Sonnenuntergang um den Roland getanzt werden in Erinnerung daran, dass die Bramstedter Bürger durch gemeinschaftliche finanzielle Kraftanstrengung die drohende Leibeigenschaft abgewendet haben und entsprechende Schuldscheine zurückerwerben konnten. „In dütt Joar hebt wi in unsere Stadt veel to bedenken. Und dorbi ist dat wichtig, datt wi uns eenig sünd und gemeensam handelt. Datt geit ja üm uns leev Bramstedt un de Tokunft von uns junge Lüüd“, hob Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt die Wichtigkeit des Gemeinsinns hervor, der in der Zeit von Jürgen Fuhlendorf ausschlaggebend für den Fortbestand des damaligen Fleckens Bramstedt war.

An den Gemeinschaftsgeist der damaligen Zeit appellierte auch Bürgermeisterin Verena Jeske in ihrer Rede. Zum einen sei es ganz besonders wichtig in Zeiten, in denen ein Krieg in Europa geführt würde, dessen Auswirkungen von allen gespürt werde, zusammenzurücken. „Das gilt aber auch für unsere Stadt, die noch darum ringt, wie die Herausforderungen der Zukunft gut und richtig zu bewältigen sind“, meinte Jeske. „Alle wollen das Beste für unseren Ort, doch wo intensive Diskussionen und das überlegte Finden der besten Lösung angesagt wäre, sind wir derzeit leider häufig im Streit gefangen“, bedauerte sie die derzeitige Situation zwischen Verwaltung und einem Teil der Kommunalpolitik. Anlässlich der großen Probleme, die es zu lösen gelte, dürfe man sich nicht im Streit verlieren, vielmehr brauche es Zusammenhalt, wie es die Tradition der Gilden beschreibt, so die Bürgermeisterin. Mit Zusammenhalt habe Jürgen Fuhlendorf bereits vor gut 300 Jahren bewiesen, dass die Zukunft bewältigt werden kann. „Er hat es geschafft und wir können das auch heute wieder schaffen“, ist sie überzeugt.

Den Gildebefehl, den sie vormittags vom Gildemeister Ansgar Schroedter erhalten hatte, erledigte die Bürgermeisterin mit Hilfe von Feuerwehr und Polizei souverän. Mehrere  Feuerwehrfahrzeuge und Polizeibeamte hatten den Bleeck gesperrt. Dazu gab es Wasserspiele aus Feuerwehrschläuchen. Die Anforderungen waren damit im vollen Umfang erfüllt – der Öllermann hatte sogar „Pipi in den Augen“.

Weitere Bilder zum Gildefest bei den Galerien.

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