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Gildefest der Bramstedter Fleckengilde von 1560
Bad Bramstedt (usp) – „De Gill schall leben“. Pfingstzeit gleich Gildezeit. Wie in jedem Jahr war wieder der Begrüßungsruf der Fleckengilde von 1560 in vielen Bereichen der Stadt zu hören. Dieses Jahr vermischte sich dieser Ruf allerdings mit einer Begrüßung, die letztmalig im Jahr 2022 in Bad Bramstedt zu hören war: „Dzien dobry“. Nach drei Jahren der „Abstinenz“ besuchte eine siebenköpfige Delegation der polnischen Partnerstadt Drawsko Pomorski den Ort – und tauchte erstmalig in die Tradition der Fleckensgilde ein.
Der Besuch gab den beiden Bürgermeistern, Krzytof Czerwinski aus Drawsko und Felix Carl, der sein Amt im Februar angetreten hatte, Gelegenheit, sich persönlich kennenzulernen. Von „fremdeln“ keine Spur. Als kennten sie sich seit Jahren und hätten sich gestern zum letzten Mal gesehen, gingen die beiden Stadtoberhäupter miteinander um, genauso der Rest der Delegation und die anderen Gastgeber aus Stadt und Verwaltung. Man konnte deutlich spüren, dass es ein Treffen unter Freunden war. Ziel von Czerwinski und Carl ist es, die über Jahrzehnte gewachsene Freundschaft wieder zu intensivieren und auszubauen.
Die Gastgeber hatten, gestützt auf das „Amt zum Glück“, ihren Gästen ein interessantes und abwechslungsreiches Programm vorbereitet. Darauf standen unter anderem die Bramstedter Kliniken und der Wildpark Eekholt. „Wir freuen uns, die polnischen Freunde an unseren Traditionen teilnehmen lassen zu können“, hatte Bürgermeister Carl im Vorwege des Besuchs verlauten lassen. Und so nahmen sie an den meisten Programmpunkten der Fleckensgilde teil.
Ein wesentlicher Punkt im Programm der Gilde ist es, den neuen Jüngsten, der durch den Vorstand auserkoren wurde, beim abendlichen Kommers bekannt zu geben. In diesem Jahr löst Martin Tolzien den bisherigen Jüngsten Florian Schiefer ab, der als erster Jüngster eine Stufe in der Gildehierarchie aufrückt. „Ich bin nicht überrascht aber stolz, ein bisschen von der Tradition weitergeben zu dürfen“, freute sich der frisch gebackene Jüngste, der 41 Jahre alt ist und beruflich Geschäftsführer einer Industrievertretung für Sanitär, Heizung und Klima ist.
Am Morgen hatten die Polen miterlebt, wie der Öllermann Thorsten Ehlers von Bürgermeister Carl den Schlüssel für das Rathaus übergeben bekam, sozusagen als Zeichen der Machtübernahme – für einen Tag. Anschließend hatte Gildemeister Ansgar Schroedter den Gildebefehl an den Bürgermeister verlesen mit dem Auftrag „to verkloren, wat eem so infallt, de Fleckensgill und Bramstedt na Vörn to bringen“. Für den Bürgermeister eine Denksportaufgabe, deren Lösung er abends beim Kommers vorzutragen hat – natürlich op platt. Im Gegensatz zu vielen anderen Befehlen früherer Jahre war es keine konkrete Aufgabe, wie beispielsweise das Pflanzen von Bäumen, die Felix Carl zu lösen hatte. Mit einem „Idee-Potpourri“ löste Carl die Aufgabe zur Zufriedenheit der Gildeoberen und der Gäste.
Stichwort Verkehr: Fahrräder und Auto sollen nebeneinander Platz in der Stadt finden, Gewerbeflächen und Wirtschaftsförderung in der Innenstadt. Neue Brücken zu bauen, das wurde deutlich, ist dem Bürgermeister nicht nur im übertragenen Sinne ein Anliegen. Außerdem sollte die Stadt vorbereitet sein auf nachhaltige Energie und Katastrophenfälle. Zusätzlich setzt Carl auf die Zusammenarbeit der Kommunen. Und auch Kultur und der Freizeitwert soll erhöht werden. „Jeder findet in der Stadt einen Platz“, wünscht sich der Bürgermeister. Die Gilde sieht er auch in Zukunft als Bewahrer für die Geschichte und die Werte im Sinne der Identität mit der Stadt.
Beim Tanz um den Roland, der immer vor dem Kommers im Kaisersaal stattfindet, hatte der Wettergott zum Glück ein Einsehen mit der Festgesellschaft. Dort konnte sich auch die Gäste aus Polen aktiv einbringen, während Agatha Schuster aus Bad Bramstedt und Daniel Puchalski aus Polen kaum eine Chance hatten, das Geschehen aus dem Plattdeutschen ins Polnische zu übersetzen.
Der Ursprung des Brauches um den Roland zu tanzen, ist zurückzuführen auf die Befreiung des Fleckens Bramstedt und seiner Bewohner aus der Leibeigenschaft des Grafen von Kielmannsegg im Jahr 1685. Dabei wurde festgelegt, dass, jedes Jahr zu Pfingsten, wenn die Sonne untergeht, in Erinnerung an diese Gemeinschaftsleistung um den Roland getanzt werden soll.
Fotos: Uwe Straehler-Pohl

































