Itzehoe (anz) – Wie kann die Gesundheitsversorgung in Zukunft aussehen, wenn es mehr Patienten gibt und weniger Ärzte vorhanden sind? Zu diesem Thema hatte die CDU Itzehoe eingeladen und viele Interessierte folgten der Einladung.
Als Podiumsgäste standen Dr. Olaf Tauras (Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein), Dr. Axel Kloetzing (Kassenärztliche Vereinigung), Dr. Alexander Schmied (Verein der niedergelassenen Ärzteschaft) und Dr. Georg Hillebrand (Klinikum Itzehoe) zum Austausch sowie für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.
Zu Beginn umrissen Dominique Kielholz und Patrick Schulz den Anlass der Veranstaltung: “Mehr Patienten, weniger Ärzte – es ist immer schwieriger, einen Termin oder einen Hausarzt zu bekommen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an medizinischer Betreuung durch den demografischen Wandel.”
Die Podiumsgäste waren sich schnell einig darüber, dass die bestehenden Strukturen und das bisherige System nicht so bleiben könnten. Das ganze Gesundheitssystem müsse reformiert werden: Kliniken müssten entlastet, Praxen – auch finanziell – gestärkt, Abläufe besser verzahnt werden.
Besonders betonten alle Podiumsgäste, dass das Primärarztsystem – wie in den Niederlanden oder in Dänemark – eine Entlastung herbeiführen und die Rolle der Hausärzte stärken könne. So sollten die Hausärzte künftig die erste Anlaufstelle für Patienten sein und diese durch das Gesundheitswesen steuern. Dadurch, so die Überzeugung, solle die Überlastung von Facharztpraxen und Notaufnahmen reduziert werden. Dennoch müssten auch finanzielle Weichen gestellt werden. Die geplante Bereitstellung der finanziellen Mittel des Bundes am Krankenhaustransformationsfond könne dabei nur ein Schritt sein. Die Mittel seien notwendig, um Kliniken umzubauen und Abteilungen neuzuordnen.
Aber auch die finanzielle Ausstattung der niedergelassenen Ärzteschaft müsse verbessert werden, denn hier sei der inflationsbedingte Ausgleich in den letzten Jahren deutlich geringer gewesen – so Alexander Schmied. Denn dies könnte ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung des Fachkräftemangels sein. Denn dieser betreffe jede Praxis, jedes Klinikum oder jedes medizinisches Versorgungszentrum – und zwar nicht nur für den Beruf des Arztes. So fehlten auch immer mehr Nachwuchskräfte bei den medizinischen Fachangestellten. Viele Praxen würden dringend Personal suchen. Gleichzeitig steige bei den Bewerbern der Wunsch nach einer Teilzeitbeschäftigung.
Die Podiumsgäste machten deutlich, dass man beispielsweise ohne neuen Nachwuchs schwierig eine nachhaltige Versorgung sicherstellen könne. So müsse es gelingen, mehr junge Menschen für medizinische Berufe zu begeistern. Dazu brauche es attraktive Arbeitsbedingungen, moderne Ausbildungskonzepte, aber auch eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Trotz der großen Herausforderungen im Gesundheitswesen klang zum Schluss auch ein vorsichtiger Optimismus an. Die ersten Reformen seien angestoßen, hieß es. Nun müsse man sie beherzt umsetzen, auch wenn es nicht immer Zustimmung gebe. Dies betreffe alle Akteure zusammen – gemeinsam müssten Kommunen, Ärzteschaft, Kliniken, Bund und Land das Thema anpacken.
Die Gäste bedankten sich mit langem Applaus. Viele blieben noch im Café Schwarz, um weiter zu diskutieren oder sich auszutauschen.