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Schüler aus China zu Besuch in der Rolandstadt

Die Gemeinschaftsschule Auenland pflegt einen nicht ganz alltäglichen Schüleraustausch.

(V.li.) Eylin Sudrow (20) und Zenj Ziyan sowie Xu Ruoxin (beide 16) und Janne Solvej Miller (17) haben sich bereits beim Besuch im April in China kennengelernt und waren bei den jeweiligen Familien untergebracht. Lehrerin Solveig Lütt (vorne li.) unterstützt beim Ablauf des Gegenbesuchs. Fotos: Straehler Pohl

Die Lehrkräfte Chengha Jiang, Min Ye und Chunmei Gu sowie Dolmetscher Kaiz Yao begleiten die 27 chinesischen Schülerinnen und Schüler aus Shanghai bei ihrem Gegenbesuch in Bad Bramstedt.

Gruppenfoto vor dem Schloss mit Bürgermeister Felix Carl

Felix Carl stellte seine Aufgaben als Bürgermeister in englischer Sprache vor. Nur vereinzelt sprang Dolmetscher Kaiz Yao mit chinesischen Ergänzungen ein.

Bad Bramstedt (usp) – In vielen Schulen wird, oft schon seit Jahren, ein Schüleraustausch gepflegt. England, Frankreich, Spanien oder auch Polen sind die gängigen Länder, oft auch verbunden mit dem Ziel, neben dem besseren Kennenlernen von Land und Leuten die jeweiligen Sprachkenntnisse zu vertiefen. Die Gemeinschaftsschule Auenland hat im Jahr 2019 erstmals an einem Schüleraustausch mit einem Land teilgenommen, dessen Kultur und Sprache den Beteiligten eher fremd ist und auch ein wenig exotisch anmutet. Die Reise führte die Schülerinnen und Schüler sowie die Begleitkräfte nach Shanghai. Sie zählt als bedeutendste Industriestadt und mit rund 25 Millionen Einwohnern zu den größten Städten der Volksrepublik China.

Eingeladen dazu hatte die Deutsch-Chinesische Gesellschaft mit Sitz in Düsseldorf. Motor in Bad Bramstedt für die Realisierung war Studiendirektor Oliver Soll. Nach einer zweiten Begegnung in China von 27 Kindern vom 9. bis zum 13. Jahrgang im April dieses Jahres erfolgte nun der zweite Gegenbesuch mit 27 Jugendlichen und drei Lehrkräften sowie einem Dolmetscher.

Um die Ziele des Besuchs, die Völkerverständigung zu fördern und die Kultur ein wenig kennenzulernen, hatte Lehrerin Neele Harbeck, die im April auch in Shanghai dabei gewesen war, ein umfangreiches Programm für die Gäste vorbereitet. Das fing an mit einem Dinner, bei dem die chinesischen Gäste erstmals, im wahrsten Wortsinn, deutschen Geschmack kennenlernten. Für sie kein Problem, erklärten beispielsweise Xu Ruoxin und Zenj Ziyan, beide 16 Jahre alt. Insbesondere das Frühstück sei gut angekommen, hat Schulleiter Dirk Dillschneider erfahren. Aber auch das Essen, was den deutschen Schülerinnen und Schülern bei ihrem Besuch angeboten war, sei sehr gut gewesen, erklärten Janne Solvej Miller (17) und Eylin Sudrow (20), die bei den Familien von Xu Ruoxin und Zenj Ziyan untergebracht waren und sie im Gegenzug bei sich aufgenommen haben. 

Ausflüge nach Büsum – mit Wattwanderung –, nach Lübeck, Travemünde, Hamburg und Kiel vermittelten einen Eindruck von den Schönheiten Schleswig-Holsteins. Ein Vormittag war dem Beiwohnen von Unterricht in verschiedenen Fächer gewidmet, wie Deutsch, Textiles Arbeiten, Werken und Darstellendem Spiel, wobei die chinesischen Lehrkräfte beim Unterricht hospitierten. Außerdem gab es sportliche Begegnungen beim Fußball, es wurde getanzt und es wurden gemeinsam Salate zubereitet. 
Einen sehr nahen Eindruck, wie sich deutsches Familienleben abspielt, bekamen die Kinder durch die Unterbringung bei ihren Gasteltern.
Und nicht zuletzt erfuhren die Gäste aus Shanghai von Bürgermeister Felix Carl bei seiner Begrüßung im Schloss etwas über seine Aufgaben und, unterstützt durch Stadtarchivarin Ruth Jakobs, etwas über Bad Bramstedts Geschichte. 

Auch wenn die Sprachbarriere hoch liegt, war die Verständigung eher problemlos. Denn, genau wie in Deutschland, erlernen die Gastkinder in ihrer Schule die englische Sprache. Außerdem wurde die Delegation von Dolmetscher Kaize Yao von der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft begleitet. „Allerdings, so meine Erfahrung, haben die chinesischen Kinder weniger Sprachpraxis als bei uns, weil dort im Unterricht eher von den Lehrern doziert wird und die Kinder viel zuhören müssen, aber weniger sprechen“, so Oliver Soll. „Hier wird den Schülern mehr das Wort gegeben als bei uns“, bestätigten die begleitenden Lehrkräfte. 
Eine echte Umstellung war für die Gäste nicht nur die methodische Art des Unterrichtens, sondern auch, dass der Schultag vergleichsweise kurz ist. „In China dauert der Unterricht täglich von 7.10 Uhr bis 21 Uhr“, erinnert sich Eylin Sudrow. Die Abiturientin ist für den Gegenbesuch noch einmal an ihre ehemalige Schule zurückgekehrt. „Wir mussten unseren Gästen überhaupt erklären, was Freizeit und Freistunden sind“, so Sudrow. Ähnlich unvorstellbar wie die täglich dauernde Unterrichtslänge auch die Klassenstärken. Sie liegen bei 40 Kindern. Überraschend für sie seien auch Spiele und Sportarten gewesen, die sie nicht kannten, so die chinesischen Lehrkräfte. Und auch die Teilnahme am „Darstellenden Spiel“ sei für sie eine neue Erfahrung gewesen, insbesondere, dass Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge zusammenspielten. „Die Inhalte des Unterrichts sind einfach und interessant“, befanden sie.
„Die Familien gehen hier zusammen aus und spielen zusammen, es gibt viele gemeinsame Aktivitäten“, war Xu Ruoxin und Zenj Ziyan aufgefallen. Die Atmosphäre sei sehr gut und offen gewesen. Außerdem sei sehr gut englisch gesprochen worden, nannten die beiden als weitere positive Eindrücke. Gut gefallen, so betonten die Gäste, habe ihnen die Natur und die Ruhe in Deutschland, die sie bei ihren Ausflügen erleben durften. 

Ungewohnt war für Janne Solvej und Eylin, dass der Schultag in Shanghai mit einem Antreten – „genau in einer Reihe ausgerichtet“ –  mit militärischer Musik beginnt. Außerdem gehören Gymnastik sowie das Abspielen der Nationalhymne ebenfalls zum morgendlichen, etwa halbstündigen Ritual. „Die Einstellung zur Schule ist dort eine ganz andere“, so ihr Eindruck. Dazu gehört auch, dass sich die Schülerinnen und Schüler selbst und die Sauberkeit und Ordnung in der Schule kümmern. Außerdem würde Sicherheit groß geschrieben: Video-Kameras und Security überwachen das Schulgelände.

Obwohl Shanghai eine riesige Metropole sei, sei sie insgesamt leiser, haben Janne Solvej und Eylin festgestellt. Außerdem sei der Umweltgedanke dort sehr spürbar. „Auch, wenn die Reise mit erheblichen Kosten verbunden ist, ist sie das Geld auf jeden Fall wert“, betont Eylin. Genau wie ihre chinesische Partnerin Zenj steht für Eylin fest, dass sie in jedem Fall den Kontakt zueinander halten wollen und auch außerhalb des Schüleraustausches das jeweilige Gastland besuchen möchten. 
Damit ein derartiger Austausch überhaupt stattfinden kann, bedarf es eines erheblichen Engagements seitens der Eltern, aber auch der Begleitpersonen. Immerhin 1.700 Euro muss aus eigener Tasche, zusätzlich zu den Zuschüssen der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft aufgebracht werden. Aus diesem Grund könne ein derartiger Austausch auch nur in Abständen von zwei bis drei Jahren stattfinden, erklärt Oliver Soll. 

Initiiert und unterstützt werden die Aufenthalte von der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft, die 1957 in Deutschland gegründet wurde. „Durch verschiedene Veranstaltungen ist sie bemüht, die chinesische Philosophie, Kultur und Geschichte näherzubringen“, erklärt Xudong WU – genannt Wudong –, Vorsitzender der Gesellschaft. 2003 habe er mit dem Schüleraustausch begonnen, so Wudong. „Dabei geht es darum, deutschen jungen Menschen die chinesische Kultur und das fremdes Land zu zeigen.“ „Im Jahr 2024 waren es mehr als 600 Kinder von beiden Seiten, die am Austausch teilgenommen haben“, freut sich der Vorsitzende über das Interesse. Nach Wudongs Information entwickeln sich aus diesen ersten Besuchen durchaus auch längerfristige Kontakte. 

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