Moin Jobfinder

Sozialkaufhaus geht neue Wege

Sozialkaufhaus Bad Bramstedt ist jetzt für alle geöffnet.

Sie haben gemeinsam für das Sozialkaufhaus gekämpft und stellten unter anderem die Diakonie-Card vor (v.li.): Stephanie Vallentin (Geschäftsbereichsleiterin Arbeit und Bildung der Diakonie),Claudia Kunz (stellvertretende Bereichsleiterin Markt und Integration, Jobcenter Segeberg), Jutta Altenhöner (Gründerin der Sozialkaufhäuser), Inken Engel (Fachbereichsleiterin Arbeit und Bildung der Diakonie), Torsten Klinger (Amtsvorsteher Amt Bad Bramstedt-Land), (hinten) Angela Dänzer (Koordinatorin des Sozialkaufhauses). Fotos: Straehler-Pohl

Angela Dänzer, Koordinatorin des Sozialkaufhauses, stellte das Zwei-Preis-System, das die unterschiedlichen Preise für Normalverdiener und für die Empfänger von Transferleistungen an den Waren ausweist, vor.

Gut sortiert wird unter anderem auch Spielzeug angeboten.

Bad Bramstedt (usp) – Seit 14 Jahren bietet das Sozialkaufhaus „Anziehungspunkt“ im Maienbeeck 6 Menschen mit geringem Einkommen günstige Einkaufsmöglichkeiten, unter anderem für Möbel, Bekleidung, Haushaltswaren und Spielzeug. Lange stand das Projekt der Diakonie Altholstein aus finanziellen Gründen auf der Kippe. Mit einem neuen Konzept blicken die Verantwortlichen ein Stückchen optimistisch in die Zukunft. Möglich wurde dies nur, weil die Diakonie, das Jobcenter des Kreises Segeberg, der Kreis Segeberg sowie die Stadt Bad Bramstedt und die Amtsverwaltung Bad Bramstedt-Land mit Unterstützung der Kommunalpolitik gemeinsam an einem Strang zogen.

Kürzungen bei Mitteln des Jobcenters, das bis zu 25 sogenannte Ein-Euro-Jobber in Bad Bramstedt finanziert hatte, führten bei den beiden Kaufhäusern in Bad Bramstedt und Bad Segeberg zu einer finanziellen Lücke von jeweils 150.000 Euro. Diese zu schließen gelang nur, weil der Kreis 60.000 Euro, das Amt Bad Bramstedt-Land 36.000 Euro und die Stadt Bad Bramstedt 54.000 Euro als Anschubfinanzierung für ein neues Konzept übernahmen.  Nach einem Jahr, so das Ziel, muss das Kaufhaus sich durch seine Umsätze selbst tragen.
„Statt der 25 Ein-Euro-Jobber finanziert das Jobcenter jetzt fünf sozialversicherungspflichtige Stellen“, erklärt Inken Engel, Fachbereichsleiterin Arbeit und Bildung bei der Diakonie Altholstein. Diese seien für Menschen vorgesehen, die langfristig arbeitslos sind und denen möglichst dauerhaft die Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht werden soll.

Um das Ziel, sich selbst zu finanzieren, zu verwirklichen, gilt seit dem 1. Februar eine wichtige Änderung, die zu mehr Umsätzen führen soll. Richtete sich das Angebot des Kaufhauses bisher nur an Menschen mit geringem Einkommen, ist es jetzt für jedermann geöffnet. Dafür wurden ein Zwei-Preis-System und die Diakonie-Card eingeführt. Diese berechtigt ihre Inhaber, die ihre Bedürftigkeit als Empfänger von Transferleistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag nachweisen müssen, zum günstigeren Einkauf. Von daher sind an den Artikeln auch zwei verschiedene Preise farblich ausgewiesen. Insgesamt 70 dieser Karten wurden laut Inken Engel bereits ausgegeben.

Eine weitere Einnahmequelle erhoffen sich die Betreiber durch die Vermietung ihrer Räumlichkeiten für kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Lesungen.
Zufrieden zeigte sich Stephanie Vallentin, Geschäftsbereichsleitung Arbeit und Bildung bei der Diakonie, mit der Entwicklung des Kaufhauses. So sei die Anzahl der Kunden im Vergleich der Jahre 2022 zu 2023 von monatlich 22 Prozent auf 23 Prozent angestiegen. Insgesamt monatlich 4.000 zahlende Kunden wurden ermittelt – Tendenz steigend – von denen laut Vallentin 60 Prozent aus der Stadt Bad Bramstedt und 40 Prozent aus dem Umland kommen. Für viele Kunden sei nicht nur der Preis ausschlaggebend. Sie würden auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit einkaufen. „Es ist doch Quatsch, alles neu einzukaufen“, bestätigt einer der Kunden, der mit Ehefrau und Kleinkind hier häufiger stöbert. Er nutze aber auch immer wieder einmal die Möglichkeit, gute gebrauchte Gegenstände zu spenden, betont er.
Auch sei die Anzahl der Spenden im Vergleichszeitraum von 400 auf 600 angestiegen, freut sich Stephanie Vallentin. Spenden würden unter Umständen auch abgeholt werden, und gegen einen Aufschlag könnten diese auch geliefert werden, unterstreicht sie. Die Spendenannahme erfolgt während der Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Sonnabend 9 bis 14 Uhr)

„Wir wollen mehr sein als nur ein Kaufhaus“, betont Inken Engel. Das Publikum solle so bunt wie möglich sein, ist ihr Wunsch. Es werde eine andere Art des Miteinanders angestrebt. „Menschen sind oft einsam, sie sollen hier auch die Gelegenheit finden, sich zu vernetzen“, erklärt sie. Dazu ist eine ehrenamtlich geführte Café-Ecke geplant, in der sich auch Menschen mit geringerem Einkommen mal eine Tasse Kaffee und ein Brötchen leisten können, erklärt Engel die Idee.  

Nicht zuletzt weist Angela Dänzer, Koordinatorin des Kaufhauses, auf Veranstaltungen hin, die über Themen wie Schuldnerberatung, Pflege oder Einsparung von Strom geplant sind.  
Neben den vier hauptamtlichen und den fünf sozialversicherungspflichtigen Mitarbeitern können die vielen Arbeiten nur mit ehrenamtlich tätigen Mitarbeitern geschafft werden. Hier besteht laut Dänzer allerdings noch ein hoher Bedarf. Wer sich beim Sozialkaufhaus ehrenamtlich engagieren möchte, kann Kontakt über manuela.wegerich@diakonie-altholstein.de aufnehmen.

Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass bei der Aktivierung des Magazins eine Verbindung zum Anbieter Yumpu aufgebaut wird und Daten übermittelt werden.

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