Moin Jobfinder

Bad Bramstedt setzt ein Zeichen für die Demokratie

Knapp 500 Menschen kamen zur Kundgebung auf dem Bleeck.

Knapp 500 Menschen machten sich am Sonntag auf dem Bleeck stark für die Demokratie. Fotos: Otto

Manfred (2.v.re.) und Sigrune Jacobsen (2.v.li.) kamen mit ihren Kindern Christina, Andreas und Felix zur Kundgebung.

Gabriele Birke, Gerhard Andresen und Elke Gothmann hatten zu der Kundgebung aufgerufen.

Bad Bramstedt (hot) – Alle, die für ein Leben in unserer Demokratie sind, sollen aufstehen! Und das taten am vergangenen Sonntag knapp 500 Menschen aus Bad Bramstedt und dem Umland. Sie versammelten sich auf dem Bleeck und setzten damit ein Zeichen für die Demokratie in unserem Land. Aufgerufen zu der Kundgebung „Demokratie, ja bitte!“ hatten Gabriele Birke, Elke Gothmann und Gerhard Andresen in privater Initiative.

„Die vielen Demonstrationen für Demokratie und Menschlichkeit in unserem tollen Land sind eine wertvolle und deutliche Antwort auf die menschenverachtenden Pläne von rechtsextremem Gedankengut“, spielte Bürgervorsteherin Annegret Mißfeldt vor allem auf das „Potsdamer Geheimtreffen“ an. „Wir gemeinsam stehen zusammen, parteiübergreifend im Bündnis mit Einigkeit für Recht und Freiheit, senden mit voller Kraft ein klares Signal für Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Demokratie. Keine Chance für jeglichen Nährboden rechtsextremer und linksextremer Politikkultur, die unser wertvolles Miteinander schaden und gefährden“, sagte Mißfeldt als eine von acht Rednerinnen und Rednern. Einig waren sich alle darin, ein Zeichen zu setzen für die Demokratie und gegen die Gefahr des Rechtsextremismus‘. Die CDU hatte sich bereits vor der Kundgebung für die Formulierung „gegen Extremisten jeglicher Couleur“ entschieden.

„Ich fahre nach Bad Bramstedt, die kleine Stadt am Fluss, da wohnen coole Leute, die glauben keinen Nazi-Stuss“, stimmten Gerhard Schönau und Dirk Möhle mit ihrem Blues an und trafen damit die Stimmung in der Menge. Und im umgetexteten Bramstedter Leed lautete der Refain: „Wollt wi Demokraten ween...wollt wi Nazis hier ni sehn.“

Sehr emotional dann die Rede von Pastor Jörg Möller-Ehmcke. „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte“, zitierte er den Theologen und Pastor Martin Niemöller (1892-1984), der in der Nachkriegszeit bekannt für seinen Widerstand gegen das NS-Regime war. Seine Großeltern hätten noch „mit Verachtung“ über die Demokratie geredet. „Deshalb stehe ich hier“, so Möller-Ehmcke. Einigkeit und Recht und Freiheit seien ein sehr hohes Gut, das verteidigt werden müsse. An der Einigkeit müsse allerdings „noch gearbeitet werden“. Und er erinnerte auch an ein für Bad Bramstedt besonderes Ereignis. Ohne jüdisches Leben in Deutschland hätten wir heute nicht das Klinikum. Denn Oskar Alexander (1881-1942) gründete 1929 die Rheumaheilstätte. Am 25. Januar 1942 kam er im Konzentrationslager Sachsenhausen ums Leben.

„Nie wieder ist jetzt!“, betonte Frauke Greuel von der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch, die als Mitarbeiterin der Biografien-Gruppe über den Todesmarsch Hamburg-Kiel sprach.

Die Menge auf dem Bleeck zeigte sich buntgemischt, ältere und junge Menschen machten sich stark für die Demokratie. Manfred und Sigrune Jacobsen aus Bad Bramstedt waren mit ihren Kindern Andreas, Felix und Christina gekommen. „Es war überhaupt kein Thema, dass wir mit der ganzen Familie hierherkommen“, so Manfred Jacobsen. „Ekelhafd“, „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt. 25,35), „Menschenrechte statt Rechter Menschen“, oder „Alte Narrative sind keine Alternative“ stand auf den Plakaten, die sie trugen. Unter den Teilnehmern waren auch Ranka Thies (80) und ihre Schwester Nedzida Krajisnik (78), die aus Ex-Jugoslawien stammen. „Wir leben nun schon seit 54 Jahren in Bad Bramstedt und sind hier gut auf- und angenommen worden“, sagt Ranka Thies. „Wir haben hier unsere zweite Heimat gefunden.“

Für diejenigen, die sich für die Demokratie stark machen möchten, an dieser Kundgebung aber nicht teilnehmen konnten, gibt es am kommenden Wochenende die Möglichkeit in Kaltenkirchen. Dort findet ab 15 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz eine Demo statt.
Und auch in Bad Bramstedt wird dies wohl nicht die letzte Veranstaltung gewesen sein. „Wir haben da noch ein paar Ideen“, sagt Gerhard Andresen. 

Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass bei der Aktivierung des Magazins eine Verbindung zum Anbieter Yumpu aufgebaut wird und Daten übermittelt werden.

Veranstaltungen