Bad Bramstedt (usp) – Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Volkshochschule (VHS) Bad Bramstedt konnte bisher noch keine Nachfolge für die Vorsitzenden Franziska Frahm-Fischer und deren Vertreterin Anja Pfeiffer gefunden werden. Beide stehen nur noch bis zum Sommer 2025 zur Verfügung.
Deswegen stehe die 1959 gegründete VHS, entgegen anderslautenden Meldungen, nicht vor der Auflösung, betonte Frahm-Fischer. Gelöst wurde zwischenzeitlich aber das Problem, dass der erst im April dieses Jahres eingestellte Geschäftsführer Martin Zipperling die Leitung der VHS Kaltenkirchen übernimmt. Rhyan Fritzel wird neue Geschäftsführerin ab Januar 2025, arbeitet sich aber jetzt schon ein.
Grundschulrektorin Franziska Frahm-Fischer und Unternehmerin Anja Pfeiffer haben lange gemeinsam die VHS auch durch schwieriges Fahrwasser gesteuert. Allerdings, das betonten beide mehrfach, sei die Arbeit für einen ehrenamtlichen Vorstand nicht mehr leistbar. Frahm-Fischer hofft, dass sich bis zur Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 9. April, Interessierte finden lassen, die ausreichende Zeit für diese Aufgabe zur Verfügung haben, weil sie sich beispielsweise im Ruhestand befinden.
Die verbleibende Zeit in ihren Ämtern wollen Frahm-Fischer und Pfeiffer nutzen, gemeinsam mit unter anderem dem Bildungsausschuss Gespräche zu führen, um zu klären, wie eine Lösung herbeigeführt werden kann. Spätestens zu Beginn der Sommerferien stehe sie nicht mehr zur Verfügung, erklärt Frahm-Fischer. Wenn bis dahin kein neuer Vorstand die Aufgabe übernommen hat, will sie auch mit der Stadt sprechen, um deren Vorstellungen für eine Lösung zu erfahren.
Neben der zeitlichen Belastung wurde von beiden auch deutlich gemacht, dass sie nicht mehr bereit sind, mit ihrem privaten Vermögen zu haften. Doch diese Bedenken, so ein Jurist auf Nachfrage, tauchen immer wieder auf, sind rechtlich aber nicht korrekt. Nur im Falle von Insolvenzvergehen und Steuerstraftaten kann unter Umständen das persönliche Vermögen gefährdet sein, versichert er und verweist auf den Paragraphen 31a des Bürgerlichen Gesetzbuches. Dort ist explizit geregelt, in welchem sehr begrenzten Maße die Haftung in Frage käme. Außerdem, so der Fachmann, „dürfte ja wohl bei dem Verein eine sogenannte D&O (Vermögensschadenshaftpflicht) Versicherung bestehen, die die handelnden Personen schützt.“
Wie auch immer, auch bei beispielsweise der Kooperation mit anderen VHSen – im Gespräch sind Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt – werde es immer eine Geschäftsstelle in Bad Bramstedt geben, ist sich Frahm-Fischer sicher.
Rhyan Fritzel nutzte die Gelegenheit, sich und ihre Vorstellungen zur Arbeit der VHS Bad Bramstedt vorzustellen. 1981 in England geboren, wuchs sie in Brasilien, Algerien und der Türkei auf, wo sie auch ihr Abitur machte. Nach ihrem Abitur im Jahr 2001 studierte sie Geschichte und Politik des Mittleren Ostens an der renommierten Universität Durham im Norden Englands. Anschließend absolvierte sie dort ihren Master in Moderner Europäischer Geschichte.
Berufliche Stationen, unter anderem im Hotel-Management, führten sie etwa nach Johannesburg, Südafrika, und Sharm El Sheikh, Ägypten. Außerdem verweist die neue VHS-Geschäftsführerin auf ihre langjährige Tätigkeit in der Bildungspolitik. Sie spricht fließend Englisch und Französisch und verfügt über sehr gute Sprachkenntnisse in Türkisch und Arabisch.
Als Visionen und Ziele nannte sie, sich enger mit der Stadt zu verzahnen, beispielsweise durch Kooperation mit Vereinen, Schulen und Verbänden. Weiterhin strebe sie eine enge Zusammenarbeit mit den Partnern in der Weiterbildungslandschaft, unter anderem dem Arbeitskreis Zukunft/Weiterbildung, an. Für das Frühjahrssemester stellt sie Hybrides Lernen für Französisch und Englisch in Aussicht. Das bedeutet, dass Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer sowohl in Präsenz als auch online unterrichtet werden. So könnte beispielsweise jemand, der sich für Präsenzunterricht entschieden hat und diesen aus verschiedenen Gründen nicht wahrnehmen kann, die eine oder andere Stunde den Unterricht online verfolgen, erklärt die künftige VHS-Geschäftsführerin.
Mit Kaltenkirchen sollte eine Kooperation im Bereich von Kultur und EDV angestrebt werden. Weiterhin sollen die Webseite überarbeitet und die sozialen Medien aktiver gestaltet werden. Den Fremdsprachenbereich möchte Rhyan Fritzel ebenfalls erweitern, auch durch Aufnahme neuer Sprachen, wie beispielsweise Farsi und Arabisch. Ihr Ziel sei es, das Sprachenlernen in Kooperation mit den anderen regionalen Volkshochschulen auszubauen und insbesondere auch Muttersprachler für die Kurse der VHS zu gewinnen, erklärt sie. Außerdem sieht sie die Möglichkeit, sobald sie sich in ihre neue Aufgabe eingearbeitet hat, ihre eigenen Sprachkenntnisse als Dozentin einzubringen.
Sowohl der scheidende Geschäftsführer Zipperling als auch Rhyan Fritzel betonten, dass es bei der Kooperation von Kursen weniger darum gehe, die Anzahl der Kursteilnehmer zu erhöhen. Vielmehr solle so sichergestellt werden, dass ausreichend Teilnehmer gefunden werden, damit Kurse überhaupt erst stattfinden können.