Kreis Pinneberg (jhf) Die Baumschuler im Kreis Pinneberg wollen vorerst nicht auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten. Zwar verringerten sie deren Einsatz innerhalb der vergangenen 20 Jahre um 30 Prozent und ersetzten sie durch mechanische sowie biologische Verfahren. "Da wir aber nicht im Gewächshaus, sondern im Freiland produzieren, sind uns bisher noch Grenzen gesetzt, wenn wir gesunde Gehölze gemäß EU-Recht produzieren wollen", betonte der Vorstand des Landesverbands Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB) in seinem Bericht zur Mitgliederversammlung 2023 in Ellerhoop. Die Baumschuler seien auf die chemischen Mittel angewiesen, solange die Alternativen nicht soweit gediehen seien, dass ein Verzicht darauf möglich werde, betonte Verbandsgeschäftsführer Dr. Frank Schoppa.
Warnung: Geplante EU-Verordnung würde Baumschulland infrage stellen
Der Verband fordert daher, die Landschaftsschutzgebiete aus dem geplanten EU-Pflanzenschutzpaket herauszunehmen. Die EU-Komission veröffentlichte im Juni 2022 den Entwurf einer neuen Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Ziel ist es nach Angaben des Umweltbundesamts, den Einsatz von Pestiziden bis 2030 zu halbieren und in sogenannten sensiblen Gebieten sogar zu verbieten. "Wir haben uns erkundigt, was die EU unter sensiblen Gebieten versteht", berichtete Verbandsgeschäftsführer Dr. Frank Schoppa. Er erhielt die Auskunft, dass Deutschland im Jahr 2000 sämtliche Naturschutz-Kategorien als sensible Gebiete meldete, dazu gehörten auch Landschaftsschutzgebiete. Die neue EU-Verordnung käme demnach einem Verbot von chemischem Pflanzenschutz im Kreis Pinneberg gleich, in dem seit den 1970er-Jahren flächendeckend Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen wurden. "Die neue EU-Verordnung würde die Baumschulwirtschaft im Kreis Pinneberg lahmlegen. Das Pinneberger Baumschulland wäre infrage gestellt", sagte Schoppa. Er begrüßt es daher, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir Verständnis für die Problematik gezeigt habe und sich auf EU-Ebene für die Anliegen der Baumschuler einsetzen wolle.
Große Unterschiede bei Nachfrage von Endverbrauchern und öffentlicher Hand
Der Markt für die Baumschulen zeigt sich zweigeteilt, wie Vorstandsmitglied Axel Huckfeldt berichtete. Während die Nachfrage der Endverbraucher im Einzel- und Online-Handel sinke, steige der Absatz im Garten- und Landschaftsbau, bei der öffentlichen Hand und im Forst. "Obstgehölze, Bäume, Heckenware, Heister und Wildsträucher sind sehr gefragt", berichtet der Vorstand. Das betreffe vor allem gebietseigene Gehölze und Forstpflanzen.
Ehrung von John-Hermann Cordes
Huckfeldt verabschiedete John-Hermann Cordes, Inhaber von Hermann Cordes Baumschulen in Holm, aus dem Vorstand des Landesverbands. Cordes engagierte sich ab 1990 im Fachausschuss Obstgehölze auf Landesebene, von 2005 bis 2023 als Vorsitzender des Fachausschusses auf Bundesebene und ab 2005 im erweiterten Hauptausschusses des Bundes Deutscher Baumschulen. "Cordes hat stets wahrnehmbar und kritisch, wenn erforderlich, die Facharbeit des Berufsstands geprägt. Dabei war Cordes der fachliche Einsatz für die Baumschulwirtschaft immer auch eine Herzensangelegenheit", betonte der Vorstand. Cordes hatte im Januar die BdB-Ehrenmitgliedschaft und ist Träger der Goldenen Ehrennadel des BdB
Baumschulmuseum soll nach Ellerhoop umziehen
Das deutsche Baumschulmuseum soll von Pinneberg nach Ellerhoop zum Arboretum und Gartenbauzentrum umziehen. Es habe am jetzigen Standort keine Zukunft mehr, berichtete Frank Schoppa in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins. Geplant ist, in Ellerhoop ein modernes Museum und eine Einrichtung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BnE) unter dem Namen „Die BAUM-Schule“ zu betreiben. Eine Machbarkeitsstudie soll bundesweit ausgeschrieben werden.